Offener Brief an Bundespräsident Steinmeier wegen #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz

Unser Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte 2018 öffentlich das #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz unterstützt. An diesem Konzert wirkten linksextreme Bands mit. Es wurden Lieder mit brutalen Gewalt- und Hassinhalten aufgeführt („Ich ramm‘ die Messerklinge in die Journalistenfresse“ etc).

Deshalb ist es mir ein wichtiges Anliegen, unseren Bundespräsidenten damit in Form eines offenen Briefs zu konfrontieren. Ich kann nicht glauben, dass er so etwas billigt oder gar unterstützt.

Hiermit veröffentliche diesen offenen Brief. Außerdem biete ich ein Faltblatt zum Herunterladen und Drucken an, damit der offene Brief von meinen Lesern auch lokal verbreitet werden kann.

[UPDATE vom 31.01.2020: Trotz zusätzlichem Einschreiben per Post am 05.01.2020 hat der Bundespräsident auf meinen offenen Brief bis heute nicht reagiert.]

[UPDATE vom 26.05.2020: Immer noch keine Antwort. Ich gebe es auf. Der Bundespräsident hält es nicht für nötig, sich dazu zu äußern.]

Hintergrund

Am 31. August 2018 warb Bundespräsident Steinmeier für die Teilnahme am #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz. Hierüber berichtete z.B. die WELT:

Später verteidigte er sogar seine Empfehlung für das Konzert. Hierzu verweise ich ebenfalls auf die WELT:

Aufgrund dieser mangelnden Distanzierung von dem Konzert mit seinen linksextremen „Künstlern“ und den aufgeführten Gewalt- und Hassliedern möchte ich ihn nochmal explizit damit konfrontieren. Film ab:

Mein offener Brief

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

auf dem „Konzert gegen Rechts“ in Chemnitz am 3. September 2018, welches Sie im Vorfeld öffentlich unterstützt haben, wurden unter anderem folgende Zeilen gesungen:

  • „Ich mach’ Mus aus deiner Fresse, boom verrecke“
  • „Trete deiner Frau in den Bauch, fresse die Fehlgeburt“
  • „Ich ramm‘ die Messerklinge in die Journalistenfresse“
  • „Eva Herman sieht mich und denkt sich ‚Was ein Deutscher‘, ich fick sie grün und blau“
  • „Meine Hausaufgaben mussten irgendwelche deutschen Spasten machen“
  • usw.

Diese Passagen entstammen dem Lied „Ein Affe und ein Pferd“ der Gruppe K.I.Z Berlin. Sie können sich einen Ausschnitt dieser abscheulichen Aufführung in Chemnitz auf meiner Webseite ansehen:
www.dialog-statt-hass.de/chemnitz-steinmeier/

Ich halte diese Zeilen für menschenverachtend. Was hier mit Ihrer Unterstützung unters Volk gebracht wurde, entzieht sich meinem Verständnis. Ich verstehe erst Recht nicht, wie man ausgerechnet auf einem Konzert, welches sich offiziell „gegen Rassismus und Gewalt“ richtet, solche Texte aufführen kann. Wenn ich dann noch bedenke, dass dieses Konzert nach dem Mord an einem deutschen Bürger stattgefunden hat – der Täter war übrigens ein syrischer „Flüchtling“ -, und zwar im erzkonservativen Sachsen, dann kann ich diese Aufführung nicht anders als eine bewusste Provokation bzw. Aufstachelung der Bevölkerung, insbesondere in Sachsen selbst, interpretieren.

Derartiges Liedgut lässt sich schwerlich mit dem Charakter einer Gedenkveranstaltung für ein Mordopfer oder einem Zeichen „gegen Gewalt“ vereinbaren. Man braucht sich doch angesichts solcher Auftritte nicht wundern, woher der zunehmende Hass in unserer Gesellschaft kommt. In diesem Kontext ruft der Liedtext natürlicherweise bei vielen Bürgern glühenden Zorn hervor. Ich verstehe nicht, wieso man auf diese Weise Öl ins Feuer kippt.

Noch weniger kann ich nachvollziehen, wieso Sie als Bundespräsident sich bis heute nicht von diesen Texten oder von den dahinterstehenden Bands distanziert haben. In dem Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vom 28. September 2018 wichen Sie der Kritik an Ihrer Empfehlung für das Konzert aus, und beharrten stur auf der Richtigkeit Ihrer Empfehlung des Konzerts. Ich zitiere Sie:

„Und Grundsätzliches steht infrage, wenn in Deutschland Nazisymbole, Hakenkreuzfahnen und Reichskriegsflaggen getragen werden und andere keine Notwendigkeit verspüren, sich davon zu distanzieren. Daran dürfen wir uns nicht gewöhnen. Deshalb war es gut, dass – auch mit Blick auf manche Beunruhigung im benachbarten Ausland – sich viele zusammengefunden haben, um ein Zeichen zu setzen gegen Hass und Gewalt und für Demokratie.“

Sie machen es sich in meinen Augen damit zu leicht. Ich bin von dieser mangelnden Einsicht Ihrerseits enttäuscht. Insbesondere haben Sie mit dieser Äußerung endgültig das Amt des Bundespräsidenten beschädigt – wie auch Ihr eigenes Ansehen in der Öffentlichkeit und das Ansehen Ihrer Partei, der SPD.

Selbstverständlich ist es richtig, sich gegen Nazisymbole, Hakenkreuzfahnen, Reichskriegsflaggen usw. stark zu machen. Das hat doch wirklich niemand bestritten! Man kann überdies wohl davon ausgehen, dass Sie sehr wohl wissen, dass Sie nicht dafür kritisiert werden, sich gegen Rechtsextremismus zu stellen. Das wäre ja auch absurd.

Sie werden vielmehr dafür kritisiert, dass Sie ein Konzert unterstützt haben, das gerade nicht von der bürgerlichen Gesellschaft getragen wurde, sondern offenkundig von Linksextremisten.

Ein Blick auf die Bands, die bei dem Konzert aufgetreten sind, genügt dafür völlig – z.B. ist auch die linksextreme Gruppe „Feine Sahne Fischfilet” aufgetreten, welche sogar vom Verfassungsschutz beobachtet wurde. Ein weiterer Blick auf die Texte, die tatsächlich bei dem Konzert gesungen wurden genügt, wie eingangs gezeigt, um festzustellen, dass diese Leute auch tatsächlich Extremisten sind. Man bekämpft Feuer aber nicht mit Feuer. Man treibt den Teufel nicht mit dem Beelzebub aus. Man macht sich im Kampf gegen Extremisten jedweder Couleur nicht mit anderen Extremisten gemein – erst Recht nicht als Bundespräsident. Genau dieser Eindruck ist hier aber leider entstanden.

Übrigens widersprechen Sie sich offensichtlich selbst, wenn Sie sagen, dass es um ein Zeichen „gegen Hass und Gewalt“ ging. Wer ein Konzert von Linksextremisten unterstützt, die dann ihre Texte mit brutalen Hass- und Gewaltpassagen aufführen, der kann sich eben gerade nicht darauf berufen, damit ein Zeichen „gegen Hass“ gesetzt zu haben.

Das mindeste, das ich von Ihnen erwartet hätte, wäre eine nachträgliche Distanzierung von dem Liedgut des Konzerts gewesen. Sie können doch unmöglich ernsthaft hinnehmen, dass auf einem Konzert, welches Sie in Ihrer Funktion als deutscher Bundespräsident unterstützt haben, menschenverachtende und gewaltverherrlichende Zeilen wie „Trete deiner Frau in den Bauch, fresse die Fehlgeburt” oder „Ich ramm‘ die Messerklinge in die Journalistenfresse“ gesungen worden sind. Oder dass davon gesungen wurde, Frauen „grün und blau“ zu „ficken“ – das ist eine widerliche Vergewaltigungsfantasie. Oder dass die Hausaufgaben „irgendwelche deutschen Spasten“ machen mussten – das ist Rassismus gegen Ihre eigenen Landsleute. Das müsste Ihnen doch eindrücklich zeigen, welches Klientel dort auf der Bühne stand. Davon hätten Sie sich deutlich distanzieren müssen, um die Autorität und Würde Ihres Amtes zu schützen.

Bitte lassen Sie mich wissen, wie Sie zu diesen Zeilen und den dahinterstehenden Bands stehen. Ich konnte bisher leider keinerlei Distanzierung Ihrerseits von dem Konzert, den Bands oder den aufgeführten Liedern entdecken – eher im Gegenteil.

Ich beabsichtige, meinen offenen Brief, sowie Ihre Antwort darauf, auf meiner Webseite zu veröffentlichen (www.dialog-statt-hass.de) sowie Faltblätter damit zu verbreiten, damit auch die älteren Generationen, die sich nicht im Internet informieren können oder wollen, darüber informiert werden, was in unserem armen Deutschland inzwischen vonstatten geht.

Mit freundlichen Grüßen,
Robert Nitsch
Roßdorf, 25. September 2019

Antwort

An dieser Stelle werde ich auf Steinmeiers Antwort verweisen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt habe ich noch keine Antwort erhalten (Stand: 31.01.2020).

UPDATE: Am 05.01.2020 sendete ich meinen offenen Brief erneut an den Bundespräsidenten – zur Sicherheit dieses Mal per Post mit einem Einschreiben. Ich legte sogar zwei Exemplare des Faltblatts bei. Auch darauf hat der Bundespräsident bis heute nicht reagiert.

Faltblatt

Es ist meinerseits ausdrücklich erwünscht, dass dieser offene Brief möglichst weit verbreitet wird. Ich habe hierzu ein Faltblatt mit 4 Seiten vorbereitet, welches z.B. bei saxoprint.de als „DIN A5 (148 x 210mm) hoch“ in Druck gegeben werden kann (ich habe bewusst eine sächsische Druckerei ausgewählt).

Das Faltblatt kann hier heruntergeladen werden:

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5 Gedanken zu „Offener Brief an Bundespräsident Steinmeier wegen #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz

  1. Sehr gut formuliert. Leider vermute ich, dass es keine Antwort geben wird. Und zwar deshalb, weil der Zweck der „Solidaritätsadresse“ bereits erreicht ist. Es ging darum, die „Richtigen“ zu unterstützen, gewaltverherrlichende Texte werden nur bei der Rechten kritisiert, da sie sich propagandistisch verwerten lassen, bei der Linken fallen sie unter den Tisch, sie werden sozusagen als Kollateralschaden totgeschwiegen nach dem Motto: die Jugendkultur war schon immer etwas gewaltaffin.

    Solche öffentlichen Bekenntnisse sind ein Herrschaftsinstrument.

    Man lässt „Links“ alles durchgehen, weil man selber links ist. So einfach ist das im Grunde. Dass man damit die Demokratie aushöhlt, wird hingenommen. Die Hoffnung, dass eine Mehrheit dagegen rebelliert, habe ich aufgegeben. Sofern die Wahlen nicht grundsätzlich gefälscht werden, und daran glaube ich nicht, gibt es tatsächlich keine Mehrheit gegen die gegenwärtige Politik. Die AfD hat immer noch zu wenig Stimmen, und es wird weiter manipuliert, gelogen und Propaganda verbreitet, weil es wirkt.

    Letztendlich hat sich der Bundespräsident mit dieser einseitigen Stellungnahme längst selbst diskreditiert. Andererseits ist die Gesellschaft so tief gespalten, dass man selbst mit solchen Klarstellungen kaum noch jemand erreichen kann. Die Leute haben sich längst einsortiert: auf der einen Seite eine in den Linksextremismus ausfransende Mehrheit, auf der anderen Seite Kräfte, die als rechts definiert werden, aber eigentlich nur realistisch und verantwortungsbewusst sind.

    Selbstverständlich gibt es auch Rechtsextremisten, die sind aber gegenüber dem Linksextremismus weit in der Unterzahl und werden nur medial aufgebauscht. Dafür darf sich der Linksextremismus staatlicher und bundespräsidialer Förderung sicher sein.

    Im Endeffekt drückt man die gesamte Gesellschaft nach links, damit man selbst die Macht behalten kann. Wir sind nur noch einen Schritt von der DDR 2.0 entfernt. Die Mehrheit sind nun mal Opportunisten, das ist ihnen nicht mal anzukreiden. Und Menschen tendieren dazu, auch das zu glauben, was ihnen nutzt. Jeder existierende Staat nutzt das aus.

  2. Sehr geehrter Herr Nitsch,

    wirklich wieder top formuliert, auf den Punkt gebracht und messerscharf rhetorisch dargeboten. Hr. Steinmeier gehört seines Amtes enthoben und müsste als ekelerregendes Negativbeispiel in die Geschichte eingehen.
    Aber das passiert nicht und da komme ich zu Hr. Stamer.

    sehr geehrter Herr Stamer,
    ich kann Ihnen beiden wie immer nur Recht geben. Wir erleben seit einigen Jahres etwas „ganz großes“. Groß hat aber nicht immer etwas mit großartig zu tun. Ich schätze tatsächlich, dass man einen Genozid durchführt, der die neue „Europapopulation“ erschaffen soll, wofür die Identität der Nationalstaaten (und seiner Bürger) geopfert werden müsse. Anders ist diese flächendeckende Veränderung an nahezu allen Nationalstaaten (bestes Beispiel die Absetzung von Salvini und eine Koalition extrem verfeindeter Parteien, die zudem keinerlei inhaltlichen politischidentischen Kontext vertreten oder auch die „scheinbar unmöglich zu schließenden Grenzen“) nicht zu erklären.
    Die Frage, die man an dieser Stelle stellen könnte, ist, ist so eine „Erneuerung“ etwas Gutes? Vor Einführung des Automobils gab es auch Skeptiker, gehören wir möglicherweise zu den „Schnurtelefon- samt Telefonbuchnutzern“ im Zeitalter des Smartphones? Die Antwort ist klar NEIN. Wir bewegen uns in einer linksnormativen Blase, die gefüllt ist mit Nervengift feinster Güte (Propaganda, Staatsfunk, Klimahype samt zugehöriger Heiliger, etc.). Dass Menschen tatsächlich massenhaft eine Steuererhöhung zweckungebunden verlangen, ist ein Sinnbild einer (verzeihen Sie das Wort) degenerierten Gesellschaft. Hr. Stamer, Sie haben es schön bezeichnet „Man hat sich bereits einsortiert, in welches Lager man gehören möchte“. Ich bin dennoch positiv gestimmt: Das Leben ist der beste Lehrmeister sagt einst mein Großvater. Und er wird Recht behalten. Sobald, und wir nähern uns ihr, die nächste SPÜRBARE Rezession einkehrt und die „Wohlstandsangst“ umgeht, wird sich alles wieder normalisieren. Dummerweise ist das „Normal-Null“-Level mittlerweile deutlich linker als es noch vor 20 Jahren war und da komme ich zum Problem. Selbst wenn sich alles etwas rückläufig, hin zu einer politischen Mitte, bewegt, ist diese Mitte nicht mittig, sondern mindestens Mitte-links. Aber wenigstens wäre dann dieser „Hype“ weg, diese Greta, ich kann es nicht mehr ertragen, es ist für mich wirklich unerträglich, wie dumm und verblendet viele meiner geschätzten Mitmenschen, auch im Nahbild, diesen Rattenfängern folgen. Man sieht daran, was der Mensch mit viel Freizeit zu Stande bringt. Dass sich dann auch noch ein Bundespräsident medial mit dem Mainstream und seinen Schergen solidarisiert, ist leider ein Zeichen dafür, wie es um dieses Land bestellt ist, ABER: Er hätte das Konzert bewerben können und NIEMAND hätte hingehen müssen. Und da sind wir am Problem: Egal, ob es nun viele oder wenige Besucher waren, egal ob sie nur aus Neugier, Gruppenzwang oder eben Extremismusgedanken dort waren. Alle bekommen suggeriert „Ihr seid die Guten“. Ebenso auf den Klimademos. Und der Mensch ist ein Herdentier, der immer zu den Angesehenen gehören will. Deshalb (und wegen der starken medialen Propaganda) tut sich die AfD schwer. Die Zuwächse der „Erwachten“ ist leider zu gering. Die breite Masse schweigt, schaut lieber den linksversifften Mainstream und zählt sich lieber neutral oder zu den „Guten“. Diese ganze Propaganda funktioniert in Europa sehr unterschiedlich erfolgreich, in Deutschland aber mit am besten. Die Gründe sind klar: Man fühlt sich maximal aufgeklärt, ein Mensch 2.0. Sozial. Daraus kann, und da zitiere ich wieder Hr. Stamer, ganz schnell SozialISMUS 2.0 werden.
    Die Lösung, und das habe ich auch schon im letzten Beitrag formuliert, kann nur ein „Knall“ sein. Damit die Denke und der Fokus der Bevölkerung wieder neu justiert wird. Entweder ein ganz harter Brexit (siehe Thomas Cook), eine echte Wirtschaftskrise (mit Entlassungen, nicht größtenteils Kurzarbeit) oder einer RRG-Regierung, die das Land an die Wand fährt. Und dann hoffe ich auf Phönix aus der Asche, dass dann ein neues Deutschland nach dem Vorbild der 80/90er Jahre entsteht. Ein bisschen träumen darf man ja :)

  3. Lieber Herr Nitsch,

    vielen Dank für den offenen Brief an den Bundespräsidenten. Eine Ergänzung von mir dazu:

    Die Hetze gegen alles, was sich rechts von links einordnet, ist auch bewusster permanenter Wahlkampf. Damit werden nicht nur Umfrage-Ergebnisse und damit nach dem Hammelherden-Prinzip auch spätere Wahlen beeinflusst, sondern auch die Wahlen direkt. „Keine Stimme den Rechten“ wird nicht nur bei der Abgabe der Stimmzettel wirken, sondern auch bei der Auszählung der Stimmzettel. Auch da DDR 2.0. Die Wahl in Thüringen wird diesbezüglich interessant.

    D. Schneider

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