In Artikeln über afrikanische Migranten wird von der tagesschau immer wieder pauschal der Begriff „Flüchtling” gebraucht. Schlagzeilen wie „Hunderte Flüchtlinge stürmen Ceuta” erwecken den falschen Eindruck, dass es sich bei den Migranten tatsächlich um Flüchtlinge handelt. Natürlich kann jedoch niemand im Vorhinein wissen, welche Motivation die Migranten haben. Die tagesschau nimmt diese Einordnung allerdings ohne faktische Grundlage vorweg – und auf diesbezügliche Programmbeschwerden reagiert man ausweichend. Es muss die Frage gestellt werden, ob die öffentliche Meinung in Deutschland von der tagesschau absichtlich manipuliert werden soll.
„Hunderte Flüchtlinge haben nach Behördenangaben die spanische Exklave Ceuta in Nordafrika gestürmt”, schreibt die tagesschau in einem Artikel vom 17. Februar 2017 (Archiv-Link). Zwischen 350 und 500 Menschen hätten den Grenzzaun zu Spanien überwunden. Bis zum dritten Absatz wird, einschließlich der Schlagzeile, konsequent von „Flüchtlingen” gesprochen. Dann wird abwechselnd der Begriff „Migrant” und „Flüchtling” verwendet.
Dem Leser wird somit der Eindruck vermittelt, dass es sich bei allen Migranten um Flüchtlinge handelt. Dies ist aber von den Fakten nicht gedeckt; eine objektive, neutrale Berichterstattung ist nicht gegeben. Schließlich handelt es sich per se erstmal nur um Menschen, die eine Grenzanlage überwunden haben. Ob sie tatsächlich Fluchtgründe haben, oder sich lediglich ein besseres Leben in Europa erhoffen, ist zunächst ungeklärt. Die tagesschau macht also einen groben Fehler, wenn sie diese Einordnung vorwegnimmt. Zumal man anhand des Videos, bei einer kritischen Betrachtung, durchaus ernsthafte Zweifel daran bekommen kann, dass es sich bei den jungen kräftigen Männern, die wie Sieger vor der Kamera posieren, um echte Notleidende handelt. Das Titelbild dieses Beitrags stellt hierzu einen entsprechenden Schnappschuss aus dem Video dar. Ich mache damit vom Zitatrecht Gebrauch.
Ich habe aus diesen Gründen am 15. Juni Programmbeschwerde beim NDR eingereicht; der NDR ist verantwortlich für das Online-Angebot der tagesschau. Am 20. Juli erhielt ich die Stellungnahme der zuständigen Redaktion von ARD-aktuell. Darin gibt die Redaktion sogar zu, dass die meisten der afrikanischen Migranten keine Aussicht auf Anerkennung als Flüchtling haben. Die Afrikaner „hoffen vielmehr auf ein besseres Leben in Europa.” Trotzdem weist die Redaktion meine Programmbeschwerde zurück, obwohl sie doch mit dieser Stellungnahme eigentlich zugegeben hat, dass sie wider besseres Wissen Fake News verbreitet haben. In meinen Augen stellt diese Stellungnahme den Versuch dar, eine berechtigte Programmbeschwerde einfach mit fadenscheinigen und haltlosen Begründungen abzuwürgen. So nehme ich persönlich die Stellungnahme der Redaktion wahr. Damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, habe ich die Stellungnahme hier für jedermann zum Nachlesen hochgeladen.
Brisant ist auch die folgende Aussage:
„Wir bezeichnen die Menschen in der Berichterstattung über Ceuta und Melilla daher als Flüchtlinge und auch als Migranten. Ebenso handhaben es die meisten deutschsprachigen Medien sowie offizielle Stellen wie beispielsweise die Bundeszentrale für politische Bildung.”
Die Redaktion hat wohl gehofft, dass mich dies beeindrucken würde, ganz so, als ob man automatisch im Recht sei, wenn man nachweisen kann, dass man doch nur der Mehrheit folgt. Das Gegenteil ist der Fall: Ich sehe dies als Indiz dafür, dass die Mehrheit der Medien und sogar die Bundeszentrale für politische Bildung den falschen Flüchtlings-Begriff für afrikanische Migranten verwenden. Eine objektive Berichterstattung über die Motivation afrikanischer Migranten ist daher nicht gegeben, weil häufig ohne faktische Grundlage unterstellt wird, es handele es sich um Flüchtlinge. Da stellt sich durchaus die Frage, ob hiermit gezielt die öffentliche Meinung in Deutschland manipuliert werden soll, um Kritik gegenüber der unkontrollierten Zuwanderung im Keim zu ersticken. Schließlich kann doch niemand etwas gegen die Aufnahme von „Flüchtlingen” haben.
In meiner Antwort auf die Stellungnahme habe ich die schwache Argumentation der Redaktion von ARD-aktuell detailliert auseinander genommen. Meine Antwort kann hier als PDF-Dokument heruntergeladen werden. Alternativ kann sie direkt hier im Blog nachgelesen werden (siehe unten).
Ich bin gespannt, wie die Reaktion auf meine Antwort aussehen wird. Argumentativ haben sie keinen vernünftigen Spielraum mehr.
Meine Antwort auf die Stellungnahme von ARD-aktuell zu meiner Programmbeschwerde:
Sehr geehrter Herr Dr. Hörmann,
ich bin mit der Stellungnahme der Redaktion von ARD-aktuell absolut nicht zufrieden. Meine Beschwerde wurde mit fadenscheinigen Begründungen zurückgewiesen. Jedoch sind nicht meine Vorwürfe haltlos, sondern die Argumente der Redaktion. Ich werde im Folgenden detailliert auf die Stellungnahme eingehen.
In der Stellungnahme heißt es wörtlich (Hervorhebung durch mich):
„In der Berichterstattung über Massenanstürme an der Grenze zu Marokko lässt sich nicht im juristischen Sinne definieren, ob es sich um Flüchtende mit der Aussicht auf Asyl handelt; der Status der Menschen ist in der Regel ungeklärt. Die meisten von ihnen haben vermutlich keine Chance auf Anerkennung als Flüchtling im juristischen Sinne, sie hoffen vielmehr auf ein besseres Leben in Europa. ARD-aktuell ist nicht in der Lage, die tatsächlichen, individuellen Flüchtlingsgründe der jeweiligen Menschen zu ermitteln, dir wir im Bild zeigen.“
Man beachte: Es wird in der Stellungnahme von individuellen „Flüchtlingsgründen“ gesprochen, obwohl im Satz zuvor gesagt wurde, dass die meisten dieser Menschen keine Aussicht auf Anerkennung als „Flüchtling“ haben. Schon wieder unterläuft der Redaktion also derselbe Grundfehler. Richtigerweise müsste nämlich in diesem Zusammenhang die Rede von Migrationsgründen sein.
Weiter geht es in der Stellungnahme wie fort:
„Wir bezeichnen die Menschen in der Berichterstattung über Ceuta und Melilla daher als Flüchtlinge und auch als Migranten.“
Dieser Satz ist erstaunlich. Aus der Tatsache, dass die meisten Migranten keine Chance auf Anerkennung als Flüchtlinge haben und dass ARD-aktuell die individuellen „Flüchtlingsgründe“ (eigentlich: Migrationsgründe, siehe oben) nicht ermitteln kann, folgert die Redaktion, diese Menschen sowohl als Migranten als auch als Flüchtlinge zu bezeichnen. Dabei wurde in der Stellungnahme zuvor selbst eingeräumt, dass „die meisten“ Migranten keine Chance auf Anerkennung als Flüchtling haben. Es gibt hier also offenkundig überhaupt keinen logischen Sinnzusammenhang.
Tatsächlich wird in dem von mir kritisierten Artikel die Bezeichnung Flüchtling und Migrant ungefähr gleich häufig verwendet. In der Schlagzeile und zu Beginn des Artikels wird jedoch ausschließlich von Flüchtlingen gesprochen. Die Schlagzeile lautet:
„Hunderte Flüchtlinge stürmen Ceuta“
Wohlgemerkt: Es ist nicht die Rede von „mutmaßlichen“ oder „potentiellen“ Flüchtlingen.
Die folgende, fett hervorgehobene Einleitung lautet dann wie folgt:
„Hunderte Flüchtlinge haben nach Behördenangaben die spanische Exklave Ceuta in Nordafrika gestürmt. Mindestens 350 Menschen hätten den Grenzzaun überwunden, teilten die Rettungskräfte mit. Nach Polizeiangaben gibt es mehrere Verletzte.“
Wohlgemerkt: Es ist wieder nicht die Rede von „mutmaßlichen“ oder „potentiellen“ Flüchtlingen.
Wieder ist nur von „Flüchtlingen“ die Rede, und von „Menschen“, aber nicht von Migranten. Erst im dritten Absatz kommt das erste Mal die Bezeichnung „Migranten“ vor. Für einen neutralen Leser des Artikels kann daher kein Zweifel daran bestehen, dass es sich laut dem Artikel bei allen Migranten um Flüchtlinge handeln soll. Die alternative Bezeichnung als „Migranten“, die erstmals im dritten Absatz vorkommt, relativiert dies nicht im geringsten. Schließlich ist jeder Flüchtling auch ein Migrant. Der Leser kann daraus also keineswegs ableiten, dass nicht alle der Menschen, von denen im Artikel die Rede ist, Flüchtlinge sein sollen. Die abwechselnde Bezeichnung der Migranten als Migranten und Flüchtlinge taugt nicht zu einer objektiven Darstellung der Situation, da, wie gesagt, jeder Flüchtling auch ein Migrant ist. Insbesondere dann, wenn man am Anfang des Artikels konsistent von Flüchtling spricht, hat der Leser keine Chance, zu erkennen, dass es sich nicht ausschließlich um Flüchtlinge handeln soll.
Ehrlich gesagt: Die Tatsache, dass der Artikel ein völlig falsches Bild vermittelt, ist in meinen Augen so offensichtlich, dass ich mir schwer tue, es noch detaillierter zu erklären.
Schließlich fährt die Redaktion in der Stellungnahme wie folgt fort:
„Ebenso handhaben es die meisten deutschsprachigen Medien sowie offizielle Stellen wie beispielsweise die Bundeszentrale für politische Bildung.“
Dies ist offensichtlich ein schwaches (Pseudo-)Argument. Die Frage, ob eine Bezeichnung fehlerhaft oder korrekt ist, hängt in keinster Weise davon ab, ob andere Medien dieselbe (potentiell falsche) Bezeichnung verwenden oder nicht. Selbst dann, wenn dies tatsächlich, wie behauptet, der Fall ist, macht es die Bezeichnung deshalb schließlich nicht automatisch richtig oder falsch. Im Übrigen ist diese Argumentation nicht ganz ungefährlich: Was hält denn die anderen Medien davon ab, dieselbe Begründung in Bezug auf die tagesschau zu verwenden? Man stelle sich nur mal vor, die ZEIT (oder ein anderes Medium) würde dieselben Begrifflichkeiten verwenden (vielleicht tut sie das, ich kann das nicht nachprüfen), und rechtfertigt dies mit einem Verweis auf die tagesschau. Auf diese Weise entsteht ein geschlossener Kreis, und jeder fühlt sich im Recht, weil er sich ja nur an die anderen hält – der Fehler kann aufgrund dieser Gruppen-Denkweise nicht mehr korrigiert werden, sondern erhält sich selbst.
Es sollte der Anspruch der Redaktion sein, eine sachliche und wahrheitsgemäße Berichterstattung zu leisten – unabhängig von anderen Medien. Dies ist auch in den Programmgrundsätzen festgeschrieben. Der von mir kritisierte Artikel erfüllt dieses Kriterium erkennbar nicht. Man hätte den Begriff Flüchtling und Migrant wenigstens im Artikel selbst definieren müssen, um Missverständnisse auszuschließen. Auf jeden Fall hätte man erwähnen müssen, dass die meisten Migranten im juristischen Sinne wahrscheinlich nicht als Flüchtlinge anerkannt werden. Dass diese Information weggelassen wurde, erzeugt ein völlig falsches Bild für den Leser.
Eine pauschale Bezeichnung der Migranten als Flüchtlinge, wie in dem kritisierten Artikel, ist von den Fakten her schlicht und ergreifend nicht gedeckt. Dies hat die Redaktion selbst eingestanden: Die meisten von ihnen „hoffen vielmehr auf ein besseres Leben in Europa“ (Zitat aus der Stellungnahme). In diesem Zusammenhang kann man natürlich nicht von „Flucht“ sprechen, denn „Flucht“ hängt im allgemeinen Sprachgebrauch mit einer Notsituation zusammen. Auch dies hat die Redaktion in der Stellungnahme selbst so erklärt.
Meine Vorwürfe sind daher keineswegs haltlos. Ein Verstoß gegen die Programmgrundsätze ist offensichtlich.
Ich persönlich habe inzwischen den Eindruck gewonnen, dass die Redaktion sich gegenüber berechtigter Kritik bewusst verschließt. Der Verstoß gegen die Programmgrundsätze ist so leicht einzusehen, dass ich es mir nicht anders erklären kann. Ich werde diesen skandalösen Vorgang daher öffentlich machen. Die Öffentlichkeit soll erfahren, wie man hier versucht, berechtigte Programmbeschwerden einfach mit fadenscheinigen und haltlosen Begründungen abzuwürgen. So nehme ich die Stellungnahme der Redaktion wahr.
Zu guter Letzt halte ich es für eine Unverschämtheit, dass mir nur ein eingescanntes Dokument zugeschickt wird, aus dem ich keinen Text herauskopieren kann. Wir leben im Jahr 2017. Ich erwarte, dass man mir (zusätzlich) eine voll digitale Fassung des Dokuments übersendet. Alles andere erzeugt bei mir schlicht den Eindruck, dass man sich bei Ihnen nicht über Kritik freut, sondern im Gegenteil, dass man Kritikern möglichst viele Steine in den Weg legen möchte.
Ich mache dies alles in meiner Freizeit. Es ist wirklich erstaunlich und traurig, zu erleben, wie wenig meine Programmbeschwerde von der Redaktion ernst genommen wird.
Mit freundlichen Grüßen,
Robert Nitsch
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Bildquelle: Video der tagesschau
Hat dies auf philosophia perennis rebloggt und kommentierte:
Robert Nitsch: „Ich habe aus diesen Gründen am 15. Juni Programmbeschwerde beim NDR eingereicht; der NDR ist verantwortlich für das Online-Angebot der tagesschau. Am 20. Juli erhielt ich die Stellungnahme der zuständigen Redaktion von ARD-aktuell. Darin gibt die Redaktion sogar zu, dass die meisten der afrikanischen Migranten keine Aussicht auf Anerkennung als Flüchtling haben. Die Afrikaner „hoffen vielmehr auf ein besseres Leben in Europa.” Trotzdem weist die Redaktion meine Programmbeschwerde zurück, obwohl sie doch mit dieser Stellungnahme eigentlich zugegeben hat, dass sie wider besseres Wissen Fake News verbreitet haben. In meinen Augen stellt diese Stellungnahme den Versuch dar, eine berechtigte Programmbeschwerde einfach mit fadenscheinigen und haltlosen Begründungen abzuwürgen. So nehme ich persönlich die Stellungnahme der Redaktion wahr. Damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, habe ich die Stellungnahme hier für jedermann zum Nachlesen hochgeladen.
Hat dies auf MoshPit's Corner rebloggt.
Hat dies auf Crusade Web rebloggt und kommentierte:
Solche offensichtlichen Fakenews gehören konsequent vor Gericht gezerrt.
Für mich gilt die Bezeichnung „illegaler Einwanderer“. Wer Grenzen gewaltsam und illegal übertritt, ist kein Migrant und auch kein Flüchtling.